Bilanz ziehen
Liebe Leserinnen und Leser,
nur noch eine kurze Zeit und das Jahr 2024 gehört der Vergangenheit an. Zum Jahresende ziehen viele Menschen Bilanz - nicht nur die Geschäftsleute. Wie sah unser, wie sah Ihr Jahr aus? Was war gut in diesem Jahr, was war schlecht?
Die Bilanz zum nunmehr ausklingenden Jahr wird unterschiedlich ausfallen, bei jeder und jedem von Ihnen. Wir betrachten das, was geschehen, gewollt, gewünscht und verwirklicht wurde. Und wahrscheinlich wird jede und jeder neben dem Habenkonto auf der einen Seite immer auch ein starkes Verlustkonto auf der anderen Seite stehen haben: unterlassene Dienste, vergessene Menschen, offen gebliebene Fragen, schmerzliche Enttäuschungen.
Für manche war es ein Jahr von vielen, das sich nur wenig von den anderen unterscheidet und sich wie eine Perle an die andere zu einer Kette, einer langen Reihe von Lebensjahren, reiht. Nichts Außergewöhnliches. Nichts Besonderes. Nichts, was sich spürbar in unseren Erinnerungen eingegraben hätte. Ein Jahr von vielen, die uns Gott schenkt.
Für einige war dieses Jahr dunkel und gekennzeichnet von Kummer und Schmerz, hat es Leid gebracht. Da, wo eine Ehe in die Brüche gegangen ist, ganze Lebensentwürfe geplatzt sind wie Seifenblasen. Wo es ein Ende mit Schrecken zwar nahm, aber auch einen Neuanfang möglich macht, trotz aller Enttäuschungen und Verletzten.
Und auch da, wo der Tod eingebrochen ist und Menschen gestorben sind, bleibt eine Leere und Traurigkeit, die immer wieder hochkommt, uns aufwühlt und zum Weinen bringt.
Und wo Krankheit sich breit macht und Schmerzen und Angst und Sorgen, da wird plötzlich das Leben so wacklig und die Zukunft so unsicher. Da erscheint uns das Jahr, das nun zu Ende geht, als finster und düster und wir finden nur wenig Gutes in ihm.
Doch nicht nur solche Anlässe lassen ein Jahr im Gedächtnis behalten. Auch Freudiges ist geschehen. Menschen haben sich gestritten und versöhnt, gesucht und gefunden, verliebt und geheiratet. Und andere konnten mit Stolz auf lange Jahre ihres Zusammenseins zurückblicken. Und wieder andere bekamen Kinder, oder sonst irgendwie tat sich eine Tür auf und ein neues Kapitel in ihrem Leben wurde aufgeschlagen.
Und jede Veränderung, die wir machen, verändert uns. Wir sind nachher nicht mehr die alten, sondern sehen die Welt mit anderen Augen und verhalten uns auch anders als vorher. Nichts, was uns an Guten und Schlechten im Leben geschieht, geht an uns spurlos vorbei. Sich verändernde Umstände im Leben ist die eine Gewissheit, die es im Leben gibt. Es gibt noch eine andere Gewissheit: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen.
Diese Verheißung verbindet das alte mit dem neuen Jahr. Diese Verheißung geht mit. So wie Gott mit uns durch das ausklingende Jahr gegangen ist, will er auch das kommende mit uns gehen. Er sagt uns zu: ‚Ich will mit dir gehen. Ich werde bei dir sein und du kannst mit mir reden. Sicher nicht so, dass du immer genaue Anweisungen empfängst, obwohl es Hilfen gibt und Hinweise. Es wird auch nicht so sein, dass du immer das Richtige tust, wenn du dich an mich hältst. Es geht auch nicht immer alles gut. All das garantiere ich nicht. Aber ich ziehe ein Netz unter dir. Das soll dir helfen, dass du weniger Angst hast. Es wird dich halten, wenn dich ein Unglück trifft. Das Netz hält dich auch, wenn du bei den Menschen durchfällst.
Darum sage ich dir: Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir. Fürchte dich nicht so sehr um dich und um die Menschen, die du liebt hast. Für dich und für sie ist das Netz gespannt, das sie hält. Denn wenn ein Mensch zu große Angst hat, zittern ihm die Hände, und wie will er dann ruhig werden? Wenn sich ein Mensch zu sehr fürchtet, wird seine Stimme hart, sein Blick ungenau und seine Gefühle eng. Wenn du aber damit zu rechnen versuchst, dass ich bei dir bin, dann wird dir eine Gelassenheit wachsen, die dich aus der Enge heraus in einen weiten Raum führt.‘
Lassen Sie uns mit der Verheißung, dass Gott bei uns ist, in das kommende Jahr gehen.
So wünsche ich allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und ein gutes, neues Jahr,
Ihre Elisabeth Hollmann-Plaßmeier
Gottes-Zeit feiern von Zuhause
Sonntags um zehn Uhr läuten die Glocken. Für ein paar Minuten steigen wir aus. Setzen uns zusammen. Entzünden eine Kerze in unserer Mitte. Erleben gemeinsam eine kleine Gottes-Zeit. Dazu brauchen wir nur uns selbst, eine Kerze und diese kleine Liturgie.
Eine(r):
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen ENTZÜNDEN EINER KERZE
Eine(r) zusammen:
Jesus Christus spricht: „Überall dort, wo zwei oder drei im Schutz meines Namens zusammen kommen, da bin ich mitten unter ihnen.“
KURZE STILLE
Jede(r) für sich:
Was war schön in der vergangenen Woche?
Was muss ich loslassen, weil es nicht zu ändern ist? Wo möchte ich mich verändern lassen?
An wen muss ich besonders denken?
Was wünsche ich mir für die nächste Woche?
Alle (abwechselnd?):
Gott, Freund des Lebens, Lebenskraft, besuche du die, die sich jetzt einsam fühlen. Deine Liebe umhülle sie zart. Stärke die, die jetzt für andere sorgen. Gib ihnen Geduld. Gib ihnen Kraft. Erhelle die, die jetzt entscheiden. Mach sie ganz klar. Schenke Mut. Ermahne die, die immer noch verharmlosen. Schenke Einsicht.
Wo wir nicht helfen können, halte unsere Hoffnung offen auf deine Zukunft hin.
Wo das Ganze uns übersteigt, lass uns im Kleinen beginnen. Sei unser Licht in dieser Woche. Zeige uns, was wir tun können. Zeige uns, wer wir sein können. Für uns und die, die mit uns leben.
Vaterunser im Himmel...
Segen (abwechselnd?):
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und dich aus der Schlinge zu ziehen.
Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott. Amen
DAS LICHT DER KERZE WIRD GELÖSCHT