Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig… Matthäus 13,1

Liebe Leserinnen und Leser,

samstags war immer Hefekuchen-Backen bei uns Zuhause angesagt. Meine Mutter bereitete ihn immer vor. Und ich sehe sie noch vor mir, wie sie in einem kleinen Topf Milch erwärmte. Dann nahm sie eine Schüssel und zerbröselte die Hefe, rührte mit etwas Mehl und Milch und einer Prise Zucker den Vorteig an. Das Ganze wurde dann abgedeckt und an einen warmen Ort gestellt, „zum Gehen“, wie sie sagte.

Eine Waage brauchte sie nicht, das hatte sie alles im Gefühl. Ganz gleich, ob sie einen Hefezopf, Butter- oder Streuselkuchen backen wollte oder ob es, je nach Jahreszeit, ein Apfel- oder Pflaumenkuchen werden sollte. Ein Samstag ohne Hefekuchen war für mich damals unvorstellbar. Als ich etwas größer war, durfte ich mithelfen. Ganz besonders stolz war ich, wenn ich mit den sauberen Händen in den Teig reindurfte und alle Zutaten gründlich vermengen konnte.

Fasziniert war ich jedes Mal aufs Neue, wenn ich den Hefeteig wachsen sah. Schon beim Vorteig war das spannend. Erst recht jedoch dann, wenn alle Zutaten vermengt waren und der Teig nach einer halben oder einer ganzen Stunde „Gehen“ unter dem Tuch aufgedeckt und von mir bewundert werden konnte. Unglaublich, wie aus einer halb mit Teig gefüllten Schüssel nach dieser Wartezeit eine ganze Schüssel voller Teig geworden war, ohne dass da einer noch etwas hinzugefügt hat. Einfach so, durch Ruhen und Warten!

Ein Wunder war das jeden Samstag für mich! Heute weiß ich natürlich, dass das durch die Hefe passiert, durch die kleinen Hefepilze, die sich bei Wärme ausdehnen und so bewirken, dass der Teig wächst. Trotzdem ist und bleibt es ein Wunder für mich. 

Jesus erzählt in der Bibel auch solch eine kleine Teig-Geschichte, zwar ist es bei ihm kein Hefeteig, sondern Sauerteig – doch der Effekt ist derselbe. Das Wunder genauso groß. So können wir beim Evangelisten Matthäus lesen: „Ein anderes Gleichnis erzählte Jesus der Menschenmenge, die bei ihm war: Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“ (Matthäus 13, 33)

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie schon einmal mit Sauerteig Brot gebacken haben, dann wissen Sie, was hier gemeint ist. Eine kleine Menge Sauerteig, wenige Gramm genügen, um eine Menge Mehl, viele Kilogramm, zu durchsäuern. Vor Jahren war es eine Zeit lang „in“, Sauerteig-Kuchen zu backen. Den Grundstock dafür bekam man von irgendeinem netten Menschen geschenkt. Diesen Grundstock setzte man an, „fütterte“ ihn regelmäßig und dann wuchs der Teig und wuchs und wuchs, mehrere Tage lang, bis man einen Rührkuchen daraus backen konnte. Und von dem gewachsenen Teig konnte man dann seinerseits an nette Menschen eine Tasse voll als Grundstock für deren Sauerteig-Kuchen verschenken. Und dann ging das Ganze wieder von vorne los.

Der Teig hatte sogar einen Namen. Er hieß „Hermann“. Ich weiß nicht, wie viele „Hermänner“ ich damals verschenkt und selber geschenkt bekam und gebacken habe. Das war eine Endlosschleife mit dem Sauerteig. Man konnte dem nur entgehen, wenn man nichts mehr für sich selber aufgehoben, sondern alles verschenkt oder verbacken hatte.

Jesus vergleicht das Himmelreich mit einem Sauerteig. Und das bedeutet Folgendes: 

Ein klein wenig vom Himmelreich Gottes durchdringt mein Leben, gibt meinem Leben sein Gepräge. Ein klein wenig Himmelreich macht mich zu dem, wer und was ich bin, macht mich unverwechselbar. Mit einem klein wenig vom Himmelreich erhält mein Leben seinen Sinn, weiß ich, woher ich komme und wohin ich gehe.

„Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit und grüße Sie sehr herzlich, 
Elisabeth Hollmann-Plaßmeier

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Psalm 31,9

Liebe Leserinnen und Leser,

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Der Psalmbeter weiß sich von Gott beschützt und geborgen inmitten von Verfolgung und Anfeindung. Solche äußere Bedrängnis erleben wir vielleicht weniger. Doch auch wir kennen in unserem Leben Anfeindungen und wir begegnen Begrenzungen immer wieder; manchmal erleben wir sie Tag für Tag.

Angesichts äußerer Begrenzung durch Krankheit, Alter, Trennungen, beruflichen Schwierigkeiten oder ähnlichem kann uns solch ein Bibelwort zur inneren Freiheit des Glaubens führen. 

Menschlicher Verstand und menschliche Kraft versuchen zunächst, gegen Beschränkungen und Schwierigkeiten anzukämpfen. Kann es jedoch nicht gerade ein Zeichen von geistlicher Reife sein, innezuhalten und angesichts der Begrenzung den weiten Raum zu spüren, der um eine letzte Geborgenheit und Freiheit bei Gott weiß? 

Nach vorn, nach hinten, nach rechts und nach links geht es nicht weiter: Feinde, Grenzen, verschlossene Türen. Dann werde ich still und gehe in mich, falte die Hände, suche Antwort im Gespräch mit Gott, in der Bibel und erkenne die Freiheit des Glaubenden. Der Horizont ist plötzlich nicht mehr dort, wo meine Augen ihn sahen, sondern neue Horizonte eröffnen sich: Inmitten der Begrenzung werde ich aus meiner Zerstreuung befreit und finde zu mir selbst. Inmitten meiner scheinbar so wichtigen Werke für die Welt entdecke ich die Aufgabe am anderen neben mir, inmitten der Jagd nach Anerkennung und Zuwendung spüre ich plötzlich, wie wichtig und angenommen ich bei Gott bin. Das gibt mir Halt. Daran kann ich mich immer wieder festhalten.

Auch dann, wenn mir - bildlich gesprochen - der Boden unter den Füßen entgleitet, wenn ich ins Rutschen komme oder das Gefühl habe ins Bodenlose zu fallen. Wie gut und tröstlich, wenn ich um den ewigen Halt in meinem Leben weiß und mit dem Psalmbeter beten, danken und loben kann: 

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum!“ - denn dann kann ich weit ausholen und sichere Schritte tun. Dafür bin ich dankbar.

Vielleicht überlegen Sie sich, wo sich der Horizont für Sie geöffnet hat und in welchen Zeiten Sie sicheren Boden unter den Füßen in Ihrem Leben bekommen haben. Es gibt bestimmt viele Momente in Ihrem Leben. Und denken Sie nicht nur daran, Sie können auch dem, der Ihnen diese Momente geschenkt und erfahren lassen hat, danken:

Gott! Gott, der mich annimmt und unendlich liebt. Gott, der mir sicheren Halt gibt, auf den ich bauen kann, der meine Füße auf weiten Raum stellt.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Sommerzeit und grüße Sie sehr herzlich

 

Ihre Elisabeth Hollmann-Plaßmeier

Gottes-Zeit feiern von Zuhause

Sonntags um zehn Uhr läuten die Glocken. Für ein paar Minuten steigen wir aus. Setzen uns zusammen. Entzünden eine Kerze in unserer Mitte. Erleben gemeinsam eine kleine Gottes-Zeit. Dazu brauchen wir nur uns selbst, eine Kerze und diese kleine Liturgie.

Eine(r):
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen ENTZÜNDEN EINER KERZE

Eine(r) zusammen:
Jesus Christus spricht: „Überall dort, wo zwei oder drei im Schutz meines Namens zusammen kommen, da bin ich mitten unter ihnen.“

KURZE STILLE

Jede(r) für sich:          
Was war schön in der vergangenen Woche? 
Was muss ich loslassen, weil es nicht zu ändern ist? Wo möchte ich mich verändern lassen?
An wen muss ich besonders denken?
Was wünsche ich mir für die nächste Woche?

Alle (abwechselnd?):
Gott, Freund des Lebens, Lebenskraft, besuche du die, die sich jetzt einsam fühlen. Deine Liebe umhülle sie zart. Stärke die, die jetzt für andere sorgen. Gib ihnen Geduld. Gib ihnen Kraft. Erhelle die, die jetzt entscheiden. Mach sie ganz klar. Schenke Mut. Ermahne die, die immer noch verharmlosen. Schenke Einsicht.
Wo wir nicht helfen können, halte unsere Hoffnung offen auf deine Zukunft hin.
Wo das Ganze uns übersteigt, lass uns im Kleinen beginnen. Sei unser Licht in dieser Woche. Zeige uns, was wir tun können. Zeige uns, wer wir sein können. Für uns und die, die mit uns leben.
Vaterunser im Himmel...

Segen (abwechselnd?):
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und dich aus der Schlinge zu ziehen.
Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott. Amen

DAS LICHT DER KERZE WIRD GELÖSCHT